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Laufen statt Laschheit – ein Plädoyer für den Feierabend-Sport

Ich weiß ja nicht, wie es anderen geht, aber gelegentlich gibt es Tage, an denen ich müde aufstehe, den ganzen Tag arbeite und doch nicht vom Fleck komme und die am Abend auch nicht besser aussehen. Momentan ist mein Leben voll von solchen „gefühlten Montagen“, wenn Ihr wisst, was ich meine… Naja, und wenn dann Feierabend ist, möchte man am liebsten nur noch aufs Sofa oder in die Badewanne fallen und sich berieseln lassen.

STOP! Nicht so schnell, Leute! Die Verlockung ist groß, ich weiß. Aber gebt Euch selbst ne Chance, Euch wiederzubeleben. Mir klebten die Füße heute auch am Boden, als ich heimkam, aber da das Sofa schon besetzt war und draußen noch die Sonne schien, hab ich’s mir anders überlegt und bin ein bisschen rausgegangen. Es gibt nichts Besseres, um vom Alltags-Stress zu entspannen, als Sport zu treiben. Wenn das Wetter gar nicht geht, verbarrikadiere ich mich im Keller und lege eine Trainingsstunde auf der Hantelbank ein. Das gilt von Dezember bis März und an ganz üblen Regentagen. Wenn es warm ist, schwimme ich sehr gerne – der nächste See ist nur 15 Gehminuten entfernt. Ansonsten: Laufschuhe (oder Sandalen) an die Füße, und ab geht’s.

Was das mit Musik zu tun hat? Viel! Denn ohne die richtige Musik auf den Ohren „läuft“ nichts. Ich bin bekennender Nicht-Jogger und Nordic-Walking-Verweigerer. Was nicht heißen soll, dass ich was gegen diese Sportarten hätte, aber mir liegen sie halt nicht. Nein, ich laufe einfach – Schritt für Schritt, einen Fuß vor den anderen. Die Musik synchronisiert die Schrittfolge ganz von selbst, und würde jemand ein Video von meinen Wanderungen drehen, würde ich erst dreieinhalb Minuten federn wie ein Flummi, die nächsten drei Minuten marschieren und dann wieder vor mich hin hüpfen…

Okay, ich habe den Vorteil, auf dem Land zu wohnen. Raus aus der Tür, zweimal um die Ecke biegen und der Feldweg fängt an. Jetzt im Sommer wogen die „Fields of Gold“ (Eva Cassidy) träge im Wind, und zum Auftakt des Spaziergangs lasse ich meine Hand sanft über das wachsende Getreide streifen. Während ich in die Abendsonne blinzle, die den Horizont rötlich färbt, entstehen Sandberge vor meinem geistigen Auge, wenn Gazpacho von „The Walk“ (durch die Wüste) singen, und wenn ich die hektischen Stunden, die hinter mir liegen, langsam abschüttle, summe ich leise „…heut ist einer der Tage…“, den Anfang von „Helden gesucht“ (Thomas Godoj) vor mich hin. Das Gelände fällt ein bisschen ab, es geht schneller vorwärts, während mir Jini von Luxuslärm einheizt: „Du gehst jetzt besser!“ Jaja, ich mach ja schon hinne…

Neuerdings befindet sich auch der Soundtrack von „Slumdog Millionair“ auf meinem MP3-Spieler – Ihr wisst schon, der Film über einen Jungen aus den indischen Slums, der bei „Wer wird Millionär“ ganz fett absahnt. Der Streifen war so gut, dass ich am liebsten gleich eine Filmkritik hinterher schieben würde… Jedenfalls entstehen bunte Bilder in meinem Kopf, wenn dieser Reigen aus exotischen Trommeln, House- und Rap-Elementen und Rock durch die Kopfhörer dröhnt. Vielleicht klingt es manchmal kitschig, aber meistens interessant. „O… Saya“ zum Beispiel geht richtig gut ab und eignet sich besonders für lange, grade Stücke, die landschaftlich eher eintönig sind – vor meinem geistigen Auge spiegelt sich die wilde Verfolgungsjagd der Kinder durch die Elendsviertel auf der Flucht vor der Polizei wider, so intensiv, dass man die Szenerie förmlich riechen kann. Auch „Mausam & Escape“, das ganz harmlos mit Gitarrenklängen beginnt, entwickelt eine spannende Dynamik, bei der die Füße eigentlich von selber laufen.

Tja, heute bin ich nur rund eine halbe Stunde gelaufen. Die Müdigkeit war weg, der Stress kann mich mal gerne haben – morgen wieder… Also Leute, ich hoffe, ich habe Euch ein bisschen Appetit gemacht auf einen kleinen Spaziergang. Vor allem denen, die den ganzen Tag in irgendeinem Büro feststecken oder viel im Auto unterwegs sind. Wer keine „Fields of Gold“ vor der Haustür hat, hat vielleicht einen Stadtpark dafür, ein Flussufer, eine Schrebergartenanlage… Oder Ihr lauft einfach auf dem Bürgersteig – aber bitte nicht so rücksichtslos wie der Sänger von „The Verve“ im Video von „Bittersweet Symphony“, übrigens auch ein guter Lauf-Track…

Meine Tracklist (im Moment):

Vom Soundtrack von „Slumdog Millionair“: O… Saya, Riots, Mausam & Escape, Ringa Ringa

Luxuslärm:Jaja (Live-Version), Du gehst jetzt besser

Thomas Godoj: Helden gesucht (unplugged), Alles was nicht existiert

Gazpacho: The Walk II, Winter is never

Eva Cassidy: Fields of Gold, Summertime, Fever

Carmel: Sally, More-more-more

Bananafishbones: Easy Day, Come to Sin

Manau: La Tribu de Dana

Sasha: Rooftop

The Life between: Take a photograph

und das hier:


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Kommentare

4 Antworten zu „Laufen statt Laschheit – ein Plädoyer für den Feierabend-Sport“

  1. Christel

    Danke für die tolle Anregung Cat. Da ich, seit ich keinen Hund mehr habe, ein notorischer Couchpotatoe bin, wie ein mir bekannter Sänger gern ulkt, könnte Deine Strategie mit der Mucke auf den Ohren mir vielleicht wieder Beine machen. Eventuell sollte ich mir noch eine individuelle Tracklist zusammenstellen. Ein Versuch ist es sicher wert!

  2. Hi Cat,

    ein sehr sehr schöner Artikel. Gefällt mir richtig gut. Vor allem kriege ich da Lust auch selber mal n‘ paar Meter zu laufen…wenn ich das mal zeitlich auf die Kette kriege.
    Hier die Gegend is soooo schön, da lohnt es sich sogar noch.
    Dir wünsche ich auf jeden Fall immer gute Musik auf dem Player und immer viel viel Energie 😉

    Lieben Gruss vom Kiki

  3. Ella

    Du bist t(h)oll, Cat!!
    Und ICH krieg richtig Lust darauf!!!
    Laufschuhe besorgen, mp3-player besorgen, Mucke organisieren, inneren Schweinehund nieder knüppeln, …
    Es gibt viel zu tun…

  4. Rocksocke

    Wie recht du hast, Cat! Wenn man nur (habe ich „nur“ gesagt? *grins*) den inneren Schweinehund überwindet, hat man schon gewonnen. Sport und Musik – diese Kombination setzt bei mir doppelt Glückshormone frei … „Wiederbelebung“ garantiert! 🙂
    LG von der Rocksocke

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