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Guns N' Roses – Chinese Democracy in der persönlichen Einzelkritik

So langsam wird es auch für mich jetzt Zeit. Das neue Guns N‘ Roses-Album „Chinese Democracy“ ist am Start. Schon Wochen vorher habe ich darüber geredet und geschrieben und nur selten ist das neue Album dabei gut weggekommen. Ich konnte ja genau wie alle anderen bisher nur immer die Leaks und Snippets hören, trotzdem hat „Chinese Democracy“ bei mir schon die ganze Zeit einen faden Beigeschmack.

Dafür muss ich allerdings etwas ausholen. Die Gunners waren MEIN ganz persönlicher Einstieg in die Musikwelt. Meine erste, selbst gekaufte CD. Kurz davor hatte ich zu Weihnachten meinen ersten CD-Player geschenkt bekommen. Die Platte hat mich damals sofort geflasht und ich wurde zum Guns N‘ Roses-Fan. Mein Bruder und ich haben fortan ALLES an CD’s und Kassetten gekauft, was man von den Gunners haben konnte. Darunter jede Menge illegaler Bootlegs, die es mit schlechten Covern auf dem Trödelmarkt zu kaufen gab. Wir haben noch heute eine komplette Guns N‘ Roses Reihe in unserem CD-Regal.
Unser ganzes Zimmer war mit Guns N‘ Roses-Postern übersät und Slash war mein absoluter Hero.
Um es kurz zu machen: Die Gunners waren unser oder mein Einstieg in die Rockmusik und es war auch mein erstes richtig fettes Live-Konzert, zu dem wir zusammen mit meinem Vater gefahren sind. Damals, in Köln-Müngersdorf.

Nun erscheint nach langen Jahren ein neues Album, aber nur noch mit Axl Rose als Guns N‘ Roses. und das war für mich bisher auch der Grund dem Album eher ablehnend gegenüber zu stehen. Für mich war und ist Slash’s Gitarre mindestens so essenziell wie Axl’s Stimme. Ein Guns N‘ Roses ohne eine dieser beiden Komponenten existiert für mich irgendwie nicht.
Trotzdem habe ich das Album „Chinese Democracy jetzt einmal angehört.

Fazit: MICH hat es nicht begeistert. Axl versteckt stimmliche Defizite hinter jede Menge Effekten und Gesangsdoppelungen u.s.w.
Es ist zwar ein erdiges und rockiges Album, aber leider nicht Gunners-typisch. Viel zu viel Elektronik und Sample-Beats, viel zu viel unnötige Spielerei.
Bisher habe ich auch keimen Song gefunden, der mich ähnlich umgehauen hat wie Estranged damals.
Nun ja….hier einmal alle Songs in der kurzen Einzelkritik.

1. Chinese Democracy
Geiler Gitarrenanfang, vom Sound her recht fett. Mir persönlich etwas zu „industrialmässig“. Und irgendwie fehlt mir ne geile Hook. Muss aber sagen, es klingt nach Guns N‘ Roses….nur anders…;-)

2. Shackler’s Revenge
Wer issn dat? Marylin Manson oder noch Guns N‘ Roses?? Und wieder 800 gefühlte Gesänge übereinander. So bügelt man in 14 Jahren Schwächen aus…

3. Better
Bisher rein songtechnisch der beste Song. Nette Gitarrenparts, Soli. OK, hier muss ich zugeben: Dieser Song ist gar nicht mal so schlecht. Bisher mein Favorit.
Hier ist die Stimme auch mal nicht ganz soooo überlagert. Aber ausschlaggebend sind definitiv die Gitarrenparts, die sind fett!

4. Street Of Dreams
Das klingt schon eher nach den alten Gunners. Ähnlich opulent wie manch alter Track. Ätzend sind aber trotzdem die Auto-Tune / Vocoder-Effekte auf Axl’s Stimme. Hat er es in den ganzen Jahren NICHT geschafft eine Vocal-Spur zu recorden, die nicht geschönt werden muss??

5. If The World
Das war der erste Song, den ich aus dem neuen Album als Leak gehört habe. Hat für mich mit Guns N‘ Roses rein gar nix zu tun. Null. Niente.
Obwohl der Song an sich gar nicht soo schlecht ist, aber der passt für mich nicht zu den Gunners. Sry!

6. There Was A Time
Wieder sehr poppiger, elektronischer Anfang. Mündet dann in eher uninteressantem Song, langweilig. Die Melodie ist für mich einfach uninteressant. Hmmmm….keine Worte mehr…

7. Catcher In The Rye
Ja, hier klingt es wieder ein bisschen nach den alten Gunners. Eine nette Ballade, aber auch hier eine ähnliche Kritik wie bei allen anderen Songs. Axl hat in den letzten Jahren einfach zu viel daran optimiert. Das klingt wie ein Teppich aus 300 verschiedenen Spuren, die im Laufe der Jahre übereinander gelegt wurde. Blöder Spruch, aber: Manchmal ist weniger mehr.

8. Scraped
Der Anfang hört sich an wie ein Gemisch aus „Woohoo’s“ von einem Casio-Keyboard. Grausam!
Die Frage, die ich mir hierbei stelle: Wie wird man das alles live umsetzen?? Steht dann da ne ganze Computerbatterie um die zusätzlichen tausend Stimmen und Moves zu intonieren?
Song = No Go!

9. Sorry
Jaaa….das ist Axl der da singt. In zehnfacher Ausfertigung. Sorry Leute, das ist mir einfach zu viel.
Bis auf die Stimmen ist der Rest sogar gar nicht schlecht. Und ich muss sagen: Gute Gitarristen hat sich Axl trotzdem geholt. Zumindest wegen der Gitarrenparts lohnen sich einige Stücke.

10. Riad N‘ The Bedouins
Nur Spielereien machen keinen guten Song….

11. IRS
Soooo….ich bin jetzt bei Lied 11. Bisher ist mir KEIN einziger Song auch nur ansatzweise im Gedächtnis geblieben. Ich bin eher genervt. Kann man sich diese Platte schönhören?
Ja, auch hier wieder ganz nette Gitarrenparts, aber auch die reichen nicht, um den Song richtig fett zu machen. Wär’s ne reine Gitarrenplatte in Richtung Satriani könnte ich vielleicht sogar mit den Songs leben.

12. Madagascar
Bisher in meinen Ohren die überzeugendste Leistung von Axl Rose. Er klingt leidend. Mal ohne viel Spielerei. Er kann, wenn er will…
Trotzdem kein persönlicher Hit. Dafür ist der Song einfach zu schwach.

13. This I Love
Auch wenn es nicht Slash ist: Trotzdem sind die Gitarrenparts auf „Chinese Democracy“ das mit Abstand Beste an der ganzen CD. Solide Gitarrenarbeit.
Ich sag ja: Stimme weg und Gitarrenalbum draus machen.

14. Prostitute
Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber: Endlich das letzte Lied.
Und wie immer: Auto Tune, Auto Tune, Auto Tune!
Trotzdem nach „Better“ für mich rein songtechnisch gesehen das beste Stück auf dem Album.

Das Album ist so, wie ich es persönlich erwartet habe: Ich habe es jetzt mehrfach durchgehört, bis auf ein oder zwei Lieder hat sich keines tiefer eingebrannt. Die Vorurteile, die ich hatte, haben sich bestätigt. Axl hat ein Album rausgebracht, auf dem sich in den ganzen letzten Jahren zwar fett produzierte Tracks gesammelt haben. Aber eben keine Lieder, keine Songs mit Seele. Für mich klingt die CD von hinten bis vorne zu voll. So, als wenn Axl 10 Jahre im Effektraum des Studios gesessen hat und einfach jeden Effekt auf jeder Spur einmal ausprobiert hat.
Wie schob oben erwähnt, sind die einzelnen Gitarrenspuren die Highlights. Ich vermisse aber eben Songs, die mich berühren, die dafür sorgen, dass ich das Album ein weiteres Mal anhöre und nochmal und nochmal. Das geht hier gänzlich ab.
Ein zweites „Dark Side Of The Moon“, wie von anderen Fans geschrieben, sehe ich darin jedenfalls nicht.

Hätte das Album im Vorfeld nicht einen derartigen Hype erlebt, ich bin sicher: Es würde vollends floppen.
Es sind derzeit nicht die Lieder, die „Chinese Democracy“ den Auftrieb geben, sondern einfach der mediale Rummel. Schade, aber so sehe ich das eben. Wer gänzlich anderer Meinung ist, darf das hier gerne kundtun!
Alle eure Kommentare und Meinungen sind sehr erwünscht, vor allem würde ich gerne den Dialog mit den Leuten suchen, die das Album als Meilenstein sehen. Das dürfte interessant werden…

 


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Kommentare

4 Antworten zu „Guns N' Roses – Chinese Democracy in der persönlichen Einzelkritik“

  1. Heiksi

    Das Album ist nicht besonders gut. Kein Vergleich mit der Original Band …

  2. […] ich persönlich gehöre eher zu den Kritikern und habe deshalb auch hier im Blog schon öffentlich Schelte kassieren müssen. Um auch […]

  3. Der E

    Ich persönlich finde Chinese Democracy echt geil! Und zu dieser meinung stehe ich auch aber niemand kann ernsthaft erwarten das Axel an Musikalisch an die Alben aus den alten tagen anknüpfen kann. Die alten Alben bleiben nach wie vor unereicht aber dennoch Chinese Democracy is ein sehr gutes Album und meiner meinung nach sehr gelungen! Selbst Slash findet das Albumes ein sehr gutes Album is!!! Leute die alten Gunners sind Tot! Mit Chinese Democracy hat eine neue Ära begonnen! Schaut/Hört mal in die Gegenwart und nicht andauernd auf Appetite for Destruction zurück!

  4. […] ich kein großer Fan des aktuellen Albums von Guns N’ Roses bin und war habe ich in vielen Artikeln im letzten Jahr deutlich gemacht. Ich kann es nur […]

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