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Primal Scream – Das neue Album Beautiful Future erscheint heute

Es beginnt wie der flockige Start in einen Sommermorgen. Das nunmehr neunte Studioalbum der Glasgower Band Primal Scream wird von dem optimistischen Titelsong „Beautiful Future“ eröffnet. Dabei dürfte sich die angepriesene Zukunft wohl auf die folgenden zehn Tracks dieses Albums beziehen. Während der fröhliche Refrain durch die Ohren rauscht, findet sich der ambitionierte Ersthörer schon im zweiten Song, der tanzbaren Up-Tempo-Nummer „Can`t Go Back“, wieder ohne dabei den ironischen Kontext des Openers bemerkt zu haben.

Leere Häuser, brennende Autos und an Bäumen hängende Leichen rücken den bis dato wohl fröhlichsten aller Primal Scream-Songs textlich in ein anderes Licht. Überzeugende Ironie auf allen hörbaren Ebenen. Das macht Lust auf die nahende Zukunft, die mit Hilfe des CD-Players ein facettenreiches Klein-Universum an musikalischem Ideenreichtum offenbart.

Primal Scream überfahren wieder einmal die Stoppschilder musikalischer Genre-Grenzen ohne dabei im Niemandsland zu enden. Kein Beweis dafür, zwanghaft etwas Neues ausprobieren zu wollen. Eher die Bestätigung für eine flüssige Entwicklung, deren Grenzen die Musiker selbst bestimmen.

Die Band hat sich, nach Ausflügen in sämtliche Regionen der Genre-Welt, für eine Haltepause inmitten der Popmusik entschieden. Und damit sicher nicht den schlechtesten Aufenthaltsort gewählt. Denn ausgerechnet hier bedienen sie sich der wachsenden kommerziellen Nachfrage nach qualitativ wertvoller Musik für die Radio-Rotationen.  Die anhaltende Entwicklung und die hörbare Erfahrung der Musiker um Sänger Bobby Gillespie unterstreicht die Autenthizität dieser Platte. Die „Generation Indie“ wird neben den alteingesessenen Fans kaum daran vorbeikommen

„Neuer Sound vermittelt auch neuen Spaß an der Musik“ wenn man Bobby Gillespie und seine Jungs auf dem Album hört, kauf man ihnen dieses Motto ohne Weiteres ab. Erweiterte Instrumentalisierung und eine aufwändige Produktion zeugen von der Liebe zum Detail. So finden sich mitunter Original-Abba-Instrumente in den neuen Primal Scream-Songs wieder. Martin Duffy durfte voller Stolz seine Piano-Spuren über das Piano aus Abbas legendärem Hit „Dancin Queen“ einspielen. Drummer Darrin Mooney tobte sich hintgegen auf der Abba-Marimba aus.

Produziert wurde die Platte in den Atlantis-Studios bei Stockholm von Björn Yttling, Paul Epworth, Youth und Andrew Innes. Und die vielen Köche verstanden was von ihrem Brei. Ein tolles Gesamtergebnis.

Björn Ytting („Peter, Björn and John“) trug mit fünf Songs den Löwenanteil dazu bei. Weitere prominente Verstärkung lieferten die verschiedenen Gäste auf „Beautiful Future“.  Barrie Coddigan und Josh Homme erklärten sich zum Auspacken ihrer Gitarren bereit. „In den gemeinsamen Jam-Sessions entstanden schnell neue Songs“ erzählt Gillespie.

Im Duett mit Folk-Ikone Linda Thompson wurde der Fleetwood Mac-Klassiker „Over & Over“ als gelungene Cover-Version auf dem Album untergebracht. Ein weiteres Duett mit CSS-Sängerin Lovefoxxx in „I Love To Hurt (You Love To Be Hurt“ läßt Synthie-Wurzeln aufblitzen und tänzelt geschmeidig über einen Elektrobeat.

Besonders hervorzuheben ist die Vielfalt dieser Platte die, neben dem melodiösen roten Faden, dem Zuhörer eine gehörige Portion Leidenschaft vermittelt. Und das nach einem Vierteljahrhundert Primal Scream. Nicht nur eingefleischte Fans werden daran gefallen finden. Nah am Nerv der Zeit ziehe ich den Hut vor der Kunst einer traditionsreichen Band die sich ständig neu definiert und deren aktuelles Werk alles andere als eingestaubt klingt.

Auch so kann Pop-Musik sein…

Offizielles Musikvideo: „Primal Scream – Can’t Go Back“


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