Eigentlich lasse ich mich ja eher selten und dann auch nur ungern zu einer persönlichen Meinung auf diesem Blog hinreißen, aber gestern Abend habe ich mich so richtig schön vom TV-Programm berieseln lassen. Zwischen „Abenteuer Forschung“ und dem Problemen der zunehmenden Weltbevökerung, was im Übrigen sehr interessant war, und dem Nachtmagazin habe ich einen interssanten Beitrag gesehen, ohne genau zu wissen auf welchem Programm. In gewisser Weise wurde dabei längst vergangenens und vergessenes Geschehen wieder aufgerollt.
Erinnert ihr euch noch an Tic Tac Toe? Ja genau. „Ich find dich scheiße“ und „Verpiß Dich“ waren nur zwei vielversprechende Titel von vielen Hits der Mädchenband. Damals konnten Lee, Jazzy und Ricky im Alleingang die wöchentliche Ausgabe der BRAVO füllen. Heute weiss höchstens der Geier was die drei ehemaligen Popstars so treiben. Doch dann kam das ZDF um uns eines Besseren zu belehren.
Zunächst habe ich Liane Wiegelmann aka Lee überhaupt nicht erkannt. meine letzte BRAVO liegt dann doch schon zuviele Jahre zurück. Ja verdammt, auch Jungs haben früher die Bravo gelesen. Wir haben eben nur nicht darüber geredet und uns zum Lesen im Keller versteckt. Immerhin habe ich dort meine ersten Nacktbilder zu Gesicht bekommen. Kennt ihr noch die Fotos mit den Selbstauslösern?
Naja, jedenfalls sitzt Fräulein Wiegelmann heute an der Kasse des Kölner Zoos und ist somit, zumindest für viele meiner Generation, mit Sicherheit ebenfalls eine kleine Attraktion. Immerhin hat die gute Lee mit ihrer Band damals Millionen von Platten verkaufen können, davon jedoch nicht einen müden Cent auf dem Sparbuch halten können. So schnell wird der Millionär dann wieder zum Tellerwäscher.
Im Beitrag war mit Liane Wiegelmann richtig sympathisch. Das war längst nicht immer so. In meiner Jugend habe ich nicht nur die Musik, sondern auch die drei Sängerinnen gehasst. Der Job an der Kasse steht ihr definitiv besser zu Gesicht. Lee wirkte, im Vergleich zur legendären Pressekonferenz bezüglich der Auflösung ihrer Band, richtig entspannt und locker. Ich ziehe meinen Hut davor, nach so vielen Pleiten den Optimismus nicht zu verlieren.
Nach der ersten Trennung der Band folgte im Jahr 2005 ein zarter Comeback-Versuch. Nachdem sich die Comeback-Single „Spiegel“ sogar für mehrere Wochen unter den Top-10 der Singlecharts festbeissen konnte, scheiterte die Band erneut. Sowohl die Folgesingles als auch das Album wurden zum Flop und sorgten für eine erneute Trennug von Tic Tac Toe.
Heute scheint zumindest Lee das Thema Tic Tac Toe ad acta gelegt zu haben. Neben dem Ruhm war die Band auch immer mit persönlichen Mißerfolgen verbunden. Oft musste Lee ihr Privatleben für die Boulevardpresse öffnen. So bröckelte das von der Plattenfirma erstellte Saubermann-Image der Band. Kurz nach ihrer Hochzeit startete ihr damaliger Ehemann aufgrund von Beziehungsproblemen einen Suizidversuch. Die Presse nahm darauf keine Rücksicht und streute Salz in die Wunden. Und auch die Vergangenheit als Kurzzeit-Prostituierte war ein gefundenes Fressen. Von der angeblichen Drogensucht kaum zu schweigen.
Umso mehr hat es mich gefreut, eine lebenslustige und fröhliche junge Frau gesehen zu haben. Es geht eben auch ohne viel Geld und Ruhm. Manchmal ist es vielleicht doch schöner, dafür wenigstens seine Ruhe zu haben. Ich wär ja selber immer gerne mit meiner Band berühmt geworden. Doch wenn ich mir überlege, damit gleichzeitg auf dem Servierteller der BILD-Zeitung zu liegen würde ich den Job an der Kasse des Kölner Zoos in jedem Fall vorziehen.
Schreibe einen Kommentar